Ein Gastartikel von Reiner Rode, Outplacement- und Demografieberater
„Nicht das Alter ist das Problem, sondern unsere Einstellung dazu.“
Marcus Tullius Cicero
Mit dem Ende der Industriegesellschaft stellt sich die Frage neu, was uns Arbeit einbringen soll. Es sind nicht nur höhere Ansprüche, welche unsere Arbeitswelt verändern, sondern auch die moderne Technik, die es ermöglicht, sehr viele Aufgaben von Maschinen erledigen zu lassen.
Automatisierung der Arbeit
Inhalt des Artikels
Einer Studie zufolge, könnten 42 Prozent (!) der Beschäftigung in Deutschland automatisiert werden. Mehr denn je steht das Grundprinzip der Arbeitsgesellschaft, wonach Menschen ihren Lebensunterhalt durch tägliche Arbeit erwirtschaften, infrage gestellt.
„Unsere Gesellschaft muss sich weniger über mangelnde Arbeit Gedanken machen, als über eine ganz neue, universelle Kultur der Weiterbildung.“ Reiner Rode
Die Berliner Philosophin Klingbeil-Döring verweist darauf, dass es für den Einzelnen besonders wichtig sei, mit anderen Menschen (Diversifizierung ist dabei sehr wertvoll) zu tun zu haben und zu spüren, dass man selbst einen Beitrag zum gemeinsamen Projekt leistet.
Industrielle Arbeit versus Dienstleistung
Während nun die industrielle Arbeit an Bedeutung verliert, gelten die sozialen Dienstleistungen in der BRD als die größte Wachstumsbranche. Empathie lässt sich nun mal nicht automatisieren. An der Stelle greift bereits die überlegene Kompetenz des älteren Arbeitnehmers…
Allerdings muss in diesem Kontext ein Umdenken und Handeln hinsichtlich der Wertschätzung „Mensch – Maschine“ erfolgen! Die Tätigkeit an Maschinen wird mehr wertgeschätzt, als Arbeit mit Menschen, da sie anders als diese in messbare Wertschöpfung mündet. Hier ist meines Erachtens in allererster Linie auch die Politik gefordert.
Bewerber +50
Meine jahrelange Beratungstätigkeit – besonders mit der Klientel +50 – schafft mir nun die Möglichkeit, das erarbeitete Wissen aus vielen Einzelgesprächen sowie dem Bewusstsein, dass wir vor dem Ende der Industrialisierung stehen, zielführend in den Beratungsalltag einzubinden.
Der ältere, erfahrene Arbeitnehmer, wird – bei strikter Umsetzung meiner Empfehlungen – zukünftig in der Lage sein, einen wesentlich besseren Auftritt (im Rahmen seiner Bewerbungsphase) zu erwirken. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit findet er beim Arbeitgeber ein unverhältnismäßig höheres Interesse an seiner Fachkompetenz, als jemals zuvor.
Zukünftig wird das Alter eine vollkommen untergeordnete Rolle spielen, da es ab sofort der Einzelne in der Hand hat, durch seine Präsentation und sein Auftreten, die Einstellung des Arbeitgebers zu ändern.
Die gezielte Vorbereitung für den beruflichen Neuanfang: Der 10-Punkte-Fahrplan
In der komprimierten Zusammenfassung meiner Beratungserfahrung (auch als ehemaliger Personalleiter) sollten Sie die folgenden 10 Punkte umsetzen / beachten:
- Wo „stehe“ ich aktuell mit meinem Wissen und fachlichen Können? Ist das noch zeitgemäß / bin ich auf einem aktuellen Stand?
- Welches Können und Wissen bezeichne ich eigentlich als meine Kernkompetenzen?
- Was will ich beruflich zukünftig erreichen? Gleiche Branche und Tätigkeit – oder ein vollkommener Neustart?
- Bei dem Ziel, eine andere Berufsausrichtung einzuschlagen:
- Was muss ich dafür leisten / verändern?
- Inwieweit greift bei einer neuen Aufgabe die Digitalisierung?
- Festanstellung oder Freelancer?
- Habe ich mich intensiv mit den Zukunftschancen dieses Berufsbildes befasst?
- Verweisen Sie in Ihrem Lebenslauf auf berufliche Erfolge
- Geben Sie im Lebenslauf – nicht – Ihr Alter an (Recht auf Antidiskriminierung)
- Was zeichnet Sie aus? Weshalb kann ein „Roboter“ zukünftig Ihre Aufgabe nicht ersetzen?
- Was können Sie – besser – leisten / schaffen / erzielen, als die junge Generation?
- Bleiben Sie (auch am Telefon sowie beim Vorstellungsgespräch) ehrlich und authentisch – aber versuchen Sie, sich so „jung“ wie möglich zu präsentieren
- Sie sind kein Bittsteller: Gehen Sie ruhig einmal etwas forscher an den Bewerbungsprozess heran. Trauen Sie sich etwas zu.
Typische Bewerbungsfehler
Zu guter Letzt möchte ich nicht versäumen, Sie auf folgende, typische Bewerbungsfehler hinzuweisen:
- zu hohe und starre Gehaltsvorstellungen (ca. 80% aller Bewerbungen, scheitern an der Stelle)
- unsicheres Auftreten; Rechtfertigung für das Alter oder gar „betteln“
- Fehlende Motivation im Gespräch
- Ausschließliche Konzentration auf Hard Skills
- „Alt wirken“ in Bewerbungsunterlagen oder Gesprächen
- Lebenslauf / CV ohne „roten Faden“
Und nun wünsche ich Ihnen allerbestes Gelingen.
Reiner Rode